Der Alpenkönig und der Menschenfeind, 2023
„Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ gehört zu den ganz großen Klassikern der deutschsprachigen Theaterliteratur. Seit 1828 wird Ferdinand Raimunds Geschichte des Menschenfeindes Rappelkopf bereits erzählt.
Rappelkopf (Michael Aitzetmüller), ein an und für sich guter Kerl, ist nach einem Betrug, der ihm vor Jahren wiederfahren ist, zum Misanthropen geworden. Er findet keinen Frieden mehr, ist blind geworden für das Gute um ihn herum, wittert von allen Seiten Betrug und Verschwörung gegen ihn und betrachtet sich als das Opfer seiner scheinbar so bösartigen wie unfähigen Mitmenschen, die er allesamt verflucht. Mit seinem Verfolgungswahn und einem beißendem Misstrauen macht er seiner Familie und den Bediensteten (Valentin Reinthaler, Claudia Braun, Paul Langeder) im Haus das Leben zur Hölle, allen voran seiner treuen Frau Sophie (Veronika Seidl) und seiner Tochter Malchen (Veronika Huemer), deren Liebe zu ihrem August (Mathias Feichtinger) er um nichts in der Welt erdulden will. Dabei verkriecht sich Rappelkopf immer mehr in den umliegenden Wäldern, um nichts mehr mit anderen Menschen anfangen zu müssen – er flieht also vor seinen Problemen und verschließt seine Augen und Ohren dort, wo er diese am Allermeisten brauchen würde.
Um einen solchen „Rappelkopf“ zur Vernunft zu bringen, bedarf es durchaus einer guten Portion Magie und Zauberei, und genau diese setzt der geisterhafte Alpenkönig (Jörg Pichler) mit Hilfe seiner Alpengeister (Elisabeth Ebner, Gertraud Waldhör-Saatmann oder Wolfgang Ebner) geschickt ein. Er hält dem Menschenfeind gnadenlos den Spiegel vor, denn vor dem Alpenkönig gibt es kein Entrinnen, hier gibt es kein Wegschauen, keine Ausreden und keine Kompromisse mehr: bis selbst ein Rappelkopf im „Erkenntnistempel“ des Alpenkönigs unsanft aufwacht…
Unter der Regie von Wolfgang Ebner nimmt sich die KunstbrettlAGe Pettenbach dieser großen Erzählung von Ungerechtigkeit, Misstrauen und dem Hinschauen auf die eigenen Unzulänglichkeiten an, durchaus auch mit dem Hintergedanken, dass es 195 Jahre später wohl kein klassisches Theaterstück gibt, dass die gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen der letzten 20 Jahre besser ins Licht rückt als dieses.
Übrigens: der „Alpenkönig“ ist die Debütproduktion in der neuen Heimstätte der KunstbrettlAGe im Almtal-Center Pettenbach!